H.C. Stülcken Sohn Werft
Hamburg
Die Werft H. C. Stülcken Sohn (auch Stülckenwerft) wurde 1840 in Hamburg-Steinwerder gegründet.
Der direkt an der Norderelbe zwischen Fährkanal und der Reiherstiegwerft liegende Betrieb
wurde nach der Übernahme durch Blohm + Voss Ende der 1960er Jahre geschlossen.
Geschichte
Heinrich-Christoph Stülcken mietete 1846 ein Gelände für eine Segelschiffwerft.
Nachdem anfangs nur Reparaturen durchgeführt wurden, baute Stülcken 1853 als ersten Neubau die Bark Hermann.
1858 wurde ein hölzernes Kastendock hergestellt, das bis 1911 in Betrieb war.
1868 übernahm er das benachbarte Areal, wo sein Vater Johann-Hinrich-Friedrich Stülcken von 1845 bis 1852
eine kleine Werft betrieb.
Heinrich-Christoph Stülcken starb 1873; seine Witwe Dorothea führte die Werft unter dem
Namen H. C. Stülcken Wwe weiter. Nach einer Vergrößerung des Unternehmens 1884 wurde 1885
die erste Schiffsdampfmaschine gebaut.
Der Sohn Julius-Cäsar Stülcken übernahm nach dem Tod der Mutter 1892 den Betrieb, der sich nun
H. C. Stülcken Sohn nannte.
Um 1890 war Stülcken eine von
acht Werften in Hamburg, die eiserne Seeschiffe baute.
Die beiden markanten Gerüste der Kabelkrananlage waren jahrzehntelang ein
Wahrzeichen des
Hamburger Hafens
Fotos: http://www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de/
Nach dem Wiederaufbau ab 1948 entwickelte die Werft in den 1950er Jahren den so genannten Stülcken-Baum,
einen Schiffskran, der aus zwei typisch angeordneten Schwergutbäumen in V-Form besteht.
Mit Hilfe der beiden schrägen Masten, die einzeln bis zu 350 t Hubkraft verzeichneten, konnten ohne Einsatz
eines zusätzlichen Hafenkrans auch bis zu 600 t Stückgut mit einem kombiniert eingesetzten Ladegeschirr verladen werden.
H.C. Stülcken und die DDG Hansa in Bremen begründeten die Ära des seeseitigen Schwertransportes.
Schwergutbäume nach Stülcken-Bauweise befinden sich noch heute auf Stückgut- und Schwergutschiffen im Einsatz.
Wesentliche Vorteile des Stülcken-Schwergutbaums sind die günstigen Baukosten und die einfache Wartung.
Daneben konnte sich die Stülcken-Werft durch den Bau von Zerstörern der Hamburg-Klasse
und Fregatten der Köln-Klasse für die Bundesmarine zur führenden deutschen Werft für Überwasserkampfschiffe entwickeln.
Noch 1959 galt sie als Großwerft, doch in der Werftenkrise Anfang der 1960er Jahre ging die Auftragslage zurück.
Die Werft wurde 1966 von Blohm + Voss übernommen, welche die von Stülcken begonnenen Neubauten fertig stellte.
Das letzte Schiff, die Steigerwald, ein Minentransporter der Sachsenwald-Klasse für die Bundesmarine,
lief am 10. März 1967 vom Stapel. Anschließend wurden die Werftanlagen demontiert und das Gelände lag brach.
1988 wurde das Areal an die Stadt Hamburg zurückgegeben und endgültig planiert.
Bis 1991 wurde aufgrund von hoher Schadstoffbelastung und Mineralölverschmutzung eine Altlastensanierung
mit Bodenaustausch durchgeführt,
die Kosten beliefen sich auf umgerechnet 9,1 Millionen Euro.
Heute befindet sich auf dem Gelände das Hafentheater, in dem seit dem November
2001 das Musical
König der Löwen gespielt wird.
Die gesamte Firmengeschichte kann man auf Wikipedia nachlesen.
SPIEGEL - Interview mit Ernst-Christian Freiherrn von Werthern,
Vorstandsmitglied der Werft Blohm & Voss AG, Hamburg.