Die Auslandsfahrten der "Köln-F 220"
SNFL-1977 (STANAVFORLANT) :
( Standing Naval Force Atlantic / Ständige Seestreitkräfte der NATO im Atlantik )
- Bilder der SNFL-1977 -
!! Bilder folgen !!
Terminkalender
11.01.77 Auslaufen Schlicktown,
10:00 Seeklar
13.01.77 Einlaufen Portland, 16:00
15.01.-27.01.77 Portland, Manöver
22.1. - 27.1.77 Plymouth Werft
28.01.- 30.01.77 In See, Transit
31.01.- 09.02.77 In See, Manöver
10.02.- 13.02.77 Lissabon, Portugal
14.02.- 15.02.77 In See, Transit
16.02.-20.02.77 Funchal, Madeira
20.02.-27.02.77 In See, Transit
28.02.-04.03.77 Brest, Frankreich
04.03.-08.03.77 In See, Transit
09.03.-28.03.77 Den Helder, Niederlande
29.03.-06.04.77 In See, Transit
07.04.-12.04.77 Hamburg
13.04.-06.05.77 In See, Manöver
07.05.-10.05.77 Stavanger, Norwegen
11.05. -... Rückmarsch nach Schlicktown
Daten von Michael Grossert, kleine Ergänzungen von Jürgen Talke
Anmerkungen zur Reise:
Die Merkwürdigkeit dieser Reise war, dass wir direkt vorher in Portland zum
NATO Training waren.
Das war vom 11.10.1976 bis 26.11.1976
Der Alte hat am 11.11.1976 zum Katastrophentraining auf dem Übungsgelände in Portland heimlich ein großes
Fass Bier anliefern lassen. Um Punkt 11 Uhr 11 hat er dann 11 Rote Leuchtkugeln schießen lassen und wir mussten
(durften) zum Biertrinken antreten. Die Engländer haben ziemlich dämlich geguckt.
Am 11.01.1977 sind wir dann sofort wieder zur SNFL ausgelaufen.
Ich meine mich zu erinnern, dass eigentlich die Karlsruhe fahren sollte aber
einen Motorschaden hatte.
Als erstes sind wir dann wieder nach Portland zum Manöver. Da ist den 11'ern
dann die Schlepptrosse vorn
über Bord gegangen und hat sich in einem der Verstellpropeller verwickelt. Also mussten wir mit einer Schraube
nach Plymouth Devonport ins Trockendock. Der Alte war stinksauer!
Reisebericht von Jürgen Talke Ex STO,
wurde am 09.03.1977 durch Jürgen Bruns abgelöst.
KÖLN war planmäßig in der SNFL, hat also nicht die KARLSRUHE vertreten.
Dieser Ablauf nach Werftliegezeit 1975, SSich-Ausbildung Neustadt und BOST Portland 1976 war so üblich,
damit man gut ausgebildet in die SNFL gehen konnte.
Leider war der erhoffte positive Ausbildungseffekt nach dem starken Personalwechsel Ende 1976,
also nach Portland, teilweise wieder verpufft, was vermutlich zu den schwachen seemännischen Leistungen
zu Beginn der SNFL beigetragen hat.
Zur außerplanmäßigen Liegezeit in Plymouth 22.1. bis 27.1.77:
Bei einer Schleppübung mit der dänischen Fregatte PEDER SKRAM am Freitag, 21.1.77, geriet die Schleppleine
in unseren Bb-Propeller. Dabei wurde der hintere Wellenbocklagerschutz (Abströmkappe) verbogen.
Sonnabend Abend, 22.1.77, bekamen wir einen Liegeplatz in der Marinewerft Plymouth. Die Reparatur war
Mittwoch früh beendet, die Liegezeit verlängerte sich aber wegen gleichzeitig durchgeführter Arbeiten an einer
Feuerleitanlage durch deutsches Arsenalpersonal.
Beim Ablegen Donnerstag, 27.1.77, 14 h bekamen wir eine neue Beule im Bereich des Stb - Propellerschutzes,
die aber zum Glück vorerst nicht repariert werden musste.
Bei schwerem Seegang fuhren wir hinter dem SNFL-Verband her, um wieder Anschluss
zu gewinnen.
Gegen 5 h früh gingen wir auf Turbinenfahrt und stellten fest, dass sich die Steigung des Bb-Propellers nur auf
ca. 3/4 der vollen Steigung fahren ließ. Nach stundenlanger erfolgloser Fehlersuche kam die kleinlaute
Durchsage des Kdt von der Brücke an den STL, dass von einer Trommel auf der Back, vermutlich durch den schweren
Seegang und überkommende Brecher, eine Stahlleine abgetrommelt worden sei. Unser einziger einsatzfähiger Taucher,
OMt Hertl, meldete nach seinem schwierigen Einsatz, dass sich die Stahlleine um den Propeller gewickelt hatte.
Welch unerwarteter ärgerlicher Zufall: Innerhalb sechs Tagen hatten wir zweimal Leinen im Propeller!
Kein gutes Zeichen für die Seemannschaft auf unserem Schiff. Noch Freitag waren wir wieder in der Marinewerft Plymouth.
Die Werfttaucher arbeiteten mit schwerem Gerät sehr schnell, entfernten die Stahlleine und brannten diesmal die wieder
beschädigte Abströmkappe ganz weg.
Wir hatten die Hoffnung, dass nun nach statistischer Wahrscheinlichkeit nicht noch mal ein Fremdkörper in den Bereich
des Wellenbocklagers kommen würde, was dann vermutlich zum endgültigen Aus in dieser SNFL geführt hätte.
Glücklicherweise haben wir recht behalten.
Diese Geschichte hatte für mich noch eine nicht erwartete Folge. In Lissabon hatten die STO´s der Verbandsschiffe
ein Engineer-Officers-Dinner in einer Gaststätte an Land. Dabei überreichte mir der dienstälteste STO, von dem
englischen Zerstörer LONDON, einen Pokal für das Schiff mit den meisten schiffstechnischen Ausfällen, die die
Einsatzfähigkeit des Verbandes beeinträchtigt hatten (also so etwas wie die Rolle Toilettenpapier als Trostpreis für den
Pudelkönig beim Kegeln). Trotz Fado-Gesangs und Flamenco-Musik im Hintergrund ist es mir schwer gefallen,
die Vase freundlich lächelnd entgegenzunehmen.
An Bord habe ich den Pokal sehr schnell an den ungerührten Kdt weitergegeben.
Hat noch jemand einen Reisebericht / Fotos?